Nur die mit G beginnenden deutschen Namen von Aegopodium podagraria: Geersch, Geerseln, Geesche, Geesel, Geßel, Geeßel, Geeske, Geesekohl, Geisfüssel, Geisfuss, Gere, Gerhardskraut, Gerisch, Gersse, Gesch, Gezeln, Geszenkielm, Giers, Gierts, Giersa, Giersch, Gierschke, Giersick, Giesseln, Girsch, Girschke, Gösch, Griessbart, Gurisch und Gysch

Deutsche vs. botanische Namen

Auf diesen Seiten werden oft die soge­nannten botanischen Pflanzennamen verwendet.
Das hat folgende Gründe.

Die deutschen Namen von Pflanzen sind oft nicht eindeutig. Es gibt viele Beispiele von Verwechselungen. Da wäre zum Beispiel die "Verbene". Hiermit ist zumeist ein Eisenkrautgewächs gemeint, konkret das Echte Eisenkraut, eine Heilpflanze, deren botanischer Pflanzenname Verbena officinalis ist. Das Echte Eisenkraut kennt man in Deutschland, Verbena officinalis auf der ganzen Welt.
Oft meinen Autoren allerdings eine völlig andere Pflanze, nämlich die aus Südamerika stammende Zitronenverbene, botanisch Aloysia citrodora. Sie ist hier nicht ganz winterhart und wird wegen ihres frischen, zitronenartigen Geruchs für Getränke und Speisen verwendet.

Je bekannter und berüchtigter eine Pflanze hingegen ist, nimmt auch die Vielzahl an Bezeichnungen zu. Für den Gewöhnlichen Giersch hat eine Recherche einmal 74 regionale Pflanzennamen zusammengestellt, die allerdings immer nur von einer kleinen Gruppe verstanden werden. Den wissenschaftlichen Namen Aegopodium podagraria kennt man hingegen weltweit.

Botanische Namen

Symphyotrichum pilosum var. pringlei

Der botanische Name ist dagegen eindeutig. Auch wenn es bei einigen Pflanzen zu einer Vielzahl von Bezeichnungen kommen kann, gibt es immer einen unter Botanikerinnen anerkannten. Leider sorgt deren Zunft für regelmäßigen Kummer unter gärtnernden Menschen. Wenn mal wieder festgestellt wurde, dass zum Beispiel nicht alle Astern eng miteinander verwandt sind, kommt es zu Aufspaltungen. Dann wird aus Aster pringlei plötzlich Symphyotrichum pilosum var. pringlei oder aus Aster umbellatus wird Doellingeria umbellata.

Mal geht es auch in die andere Richtung, wenn Rosmarin (Rosmarinus officinalis) plötzlich der Gattung Salvia (Salvia rosmarinus) zugeordnet wird.

Lateinische Namen ≠ botanische Namen

Übrigens sind die wissenschaftlichen Pflanzennamen nicht immer lateinische Namen. Zwar gilt die lateinische Grammatik bei der Namensgebung, aber es finden sich auch sehr viele griechische Begriffe in den botanischen Namen, was gelegentlich für Verwirrung sorgt. Oft werden Pflanzen auch nach Botanikerinnen benannt.

BTW: Es gibt übrigens keinen Plural bei Gattungen. Echinaceas ist in unserem Kontext so falsch wie Echinaceae. Es gibt allerdings Echinacea-Sorten, Echinacea-Arten und Echinacea in großen Gruppen.

Grammatik bei botanischen Namen

Die Gattung vererbt das Geschlecht an die Art. Bei der Gattung Geranium (Strochschnabel) handelt es sich um ein Neutrum, also Geranium sanguineum (blutig, blutrot), Geranium macrorrhizum (große Wurzeln) oder Geranium nodosum (knotig). Anemone (Windröschen) ist weiblich, also Anemone blanda (einnehmend) und Anemone nemorosa (im Wald vorkommend). Im Maskulinum steht Acanthus, wie in Acanthus spinosus (stachelig) oder Acanthus mollis (weich und etwas unzüchtig in der Versamung).
Dann gibt es ein paar Problemfälle, die etwas für Verwirrung sorgen. So steht die Aster im Deutschen im Femininum, ist aber als Aster alpinus oder Aster tataricus eindeutig männlich. Oder bei Pachyphragma macrophyllum könnte der Verdacht auf einen Fehler aufkommen, weil Pachyphragma auf -a endet. Jedoch ist das relevante -phragma ein Neutrum aus dem Griechischen.

Richtig bedenklich wird es, wenn sich nicht nur Gärtner, sondern auch die botanische Welt selbst nicht an die eigenen Regeln halten. Ein aktuelles Beispiel ist der als Küchengewürz bekannte Rosmarin, der aktuell der Gattung Salvia zugeschlagen wurde. Salvia rosmarinus ist der nun anerkannte Name und er ist eigentlich falsch, da Salva Femininum ist. Ein Sonderfall könnte sich aus dem Umstand ergeben, dass hier nach einer Gattung (Rosmarinus) die Art benannt wurde. So wie bei Senecio rosmarinus oder Seidlitzia rosmarinus. Vielleicht sollte man einfach bei Rosmarinus officinalis bleiben.

Die Typographie bei wissenschaftlich Pflanzennamen

Neben der Familie werden die Gattung und die Art immer kursiv (italic) gesetzt.
Beispiele: Geranium sanguineum oder Deschampsia cespitosa

Alle anderen Teile des Namens, wie Sortennamen oder Abkürzungen sp., ssp., var., oder spec. werden normal (regular) gesetzt.
Beispiel: Polygonum campanulatum var. fulvidum

Der Sortenname (Cultivar-Epithet) steht in einfachen oberen 'Anführungszeichen' gesetzt.
Beispiel: Aconogonon sp. 'Johanniswolke' (sp. = spec. = species indeterminata = Art nicht bekannt speciosum)

Bei Hybriden wird das Multiplikationszeichen × verwendet und normal (regular) gesetzt. (Auf üblichen Tastaturen mit Zahlenblock finden Sie das ×, indem Sie die [alt]-Taste links neben dem Leerzeichen gedrückt halten und nacheinander die Ziffern 0 2 1 5 drücken.)

Bei einer Hybridformel wird × mit einem Abstand zu und zwischen beiden Eltern gesetzt. Bei einer benannten Hybride wird das × zwischen Gattung und Epitheton (Art) gesetzt. Zur Gattung kommt ein Leerzeichen, zur Art kein Leerzeichen.
Beispiel Kärntner Minze als Hybridformel: Mentha arvensis × Mentha spicata
Daraus wird die benannte Hybride Mentha ×carinthiaca

Weitere Beispiele für benannte Hybriden: Schoenoplectus ×carinatus (Gekielte Teichsimse), Salvia ×jamensis 'Nachtvlinder' (Samtsalbei) oder Calamagrostis ×acutiflora 'Karl Foerster' (Garten-Reitgras), sowie die Gattungshybride ×Alcalthaea suffrutescens 'Parkfrieden'

Wenn alles nur so einfach wäre. Calamagrostis ×acutiflora (archive.org) wurde jüngst zur Art Calamagrostis acutiflora (worldfloraonline.org). Also ist Calamagrostis acutiflora 'Karl Foerster' der heute gültige Name. (Stand: 08.11.2023)

Amüsant am Rande: Bei den Sorten (Cultivar) gilt noch eine interessante Empfehlung: anstößige Wörter sollten vermieden werden. ;-)

Buch- oder Online-Recherche

Bei der Frage nach dem richtigen botanischen Namen einer Pflanze gilt es zu beachten, dass es eine Welt der Botanik gibt und eine gärtnernde Welt, deren Interessen unterschiedlich sind.
Die gärtnerische Welt möchte Pflanzen vermarkten, verkaufen und verwenden. Dafür braucht es nachhaltige Bezeichnungen oder griffige Sortennamen, die sich die Zielgruppe gut merken kann. Im deutschsprachigen Raum hat sich ein Lehrbuch als wichtigste Quelle der Namen etabliert: Das "Handwörterbuch der Pflanzennamen", auch kurz der „Zander“ nach seinem ersten Autor Dr. Robert Zander benannt. Seit einigen Auflagen erscheint es im Ulmer-Verlag.
Verwirrende Vielfalt bei botanischen Pflanzennamen:
Actaea cordifolia 'Blickfang', 
syn. Cimicifuga racemosa var. cordifolia  'Blickfang', 
syn. Actaea podocarpa 'Blickfang', 
syn. Cimicifuga cordifolia 'Blickfang' Die botanische Welt möchte Zusammenhänge zwischen Familien, Gattungen und Arten möglichst genau beschreiben und systematisieren. Sie respektiert zwar, dass der ersten Benennung und Beschreibung der Vorzug vor späteren Namensgebungen zu gewähren ist, aber dieses Privileg kann zugunsten eines 'richtigeren' Namens verfallen. Wenn ein bestimmter Knöterich ursprünglich der Gattung Bistorta zugerechnet wurde, machen neue Erkenntnisse über eine andere Elternschaft oder Verwandtschaft eine neue Namensgebung erforderlich. Je genauer die Wissenschaft hinsehen kann, um so komplexer und differenzierter können Systeme werden.
Leider dreht sich die Welt der Wissenschaft durch die Verfügbarkeit moderner Analyseverfahren immer schneller. Namensänderungen betreffen häufig die Sortimente der Gärtnereien. Unter denen gibt es viele Traditionalisten (Auch in der Pharmazie heißt es immer noch Cimicifuga, obwohl sich der richtige Name Actaea racemosa längst herumgesprochen hat.), die aus guten Gründen an den alten Namen festhalten. Aber es gibt auch Gärtnereien, die Wert darauf legen, die anerkannten botanischen Namen zu verwenden. Dieser Umstand sorgt für Verwirrung bei der Beschaffung von Pflanzen. Da die Traditionalisten im Zweifel auch die akzeptierten Namen kennen, dürften sich diese Namen in der Pflanzplanung immer schneller durchsetzen. Es gibt ein paar hartnäckige Ausnahmen.
Die wichtigste Quelle für alle botanischen Namen ist das Online-Portal worldfloraonline.org, einer Fortsetzung des 2013 eingestellten Projekts WFO Plant List. Die anerkannten Namen sind dort als "accepted name" markiert, die anderen als "synonym".

Torsten Matschiess - Gartenplaner und BuchautorDas Studio Torsten Matschiess bietet Ihnen eine pflanzen­betonte und naturalistische Garten­planung. Senden Sie gerne eine E-Mail oder rufen Sie an unter: +49 173 3684081.

Es ist übrigens sehr hilfreich, auch die veralteten Namen zu kennen, um sich das Wissen älterer Publikationen und Gartenbücher zu erschließen. Selbst Webseiten sind in dieser Hinsicht oft sehr geduldig. ;-)

Maßgeblich in allen Fragen der Nomenklatur (Namensgebung) bei Pflanzen sind aber weder die Wikipedia (Beim Thema Hybride finden Sie eher Gerüchte als Fakten.) noch Gartenwebseiten sondern der International Code of Nomenclature for algae, fungi, and plants.

▲ Theorie und gärtnerische Praxis


Diese Seite ist Teil einiger Informationsseiten mit gärtnerischem Fachwissen und Meinungsbeiträgen (Blog). Sie dienen dem Interesse an der Arbeitsweise des Gartenplaners Torsten Matschiess und seinem Studio für Pflanzplanung und Gartengestaltung. Die Seiten werden laufend erweitert. Weitergehende Informationen finden Sie im Gartenratgeber und SPIEGEL-Bestseller "Und es wächst doch!", sowie im ebenfalls preisgekrönten "Avantgardening: Plädoyer für gegenwärtiges Gärtnern" über naturalistische Gartengestaltung und die erfolgreiche Erschließung großer Gärten.


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